Am Sonntag war wieder Camp Canis Zeit. Der letzte Lauf mit Argentino zusammen, da er vom Rücken her sowas nicht mehr machen soll.
Diesmal hatte ich verdammt viele Zweifel und Angst vor dem Start. So schlimm hatte ich das noch nie! Und ich bin ganz ehrlich, wenn Ulrike nicht mit gefahren wäre, um auf Joy aufzupassen, hätte ich diesmal gekniffen.
Das erste Mal alleine auf dem Trail. 10.36 Uhr sollte ich starten, ca 5 km und um 13 UHr hatte ich einen Termin für Argentino zur Physio. Ich hatte nur Druck das ich das zeitlich etc nicht schaffe. Und diese Angst fing schon weit vor dem Sonntag an.
Sonntag 3.30 Uhr klingelte der Wecker. Anziehen, Reste in die Tasche ab ins Auto und nach Flensburg, Ulrike abholen und weiter, ca 3 Stunden Fahrt, nach Wulfsbüttel in den Hoope Park.
Angekommen, Check In erledigt. Wollte die neuen Trail Schuhe anziehen, die ich extra vorher eingelaufen habe, scheuern plötzlich an der Ferse. Zum Glück die alten Trail Schuhe mit, also die an. Dann wollten die Kontaktlinsen nicht ins Auge. Hab ich noch nie Probleme mit gehabt. An dem Tag schon. Dank eines netten Teammitglieds von Camp Canis, habe ich eine frühere Startzeit bekommen. 40 Minuten mehr Zeit um rechtzeitig beim Physiotermin zu sein. Schnell nochmal zur Toilette, reisst das blöde Band in der Leggings. So rutscht mir das Ding aber vom Po! Zum Glück konnte es ein Mitglied der Canis Truppe rauswuseln und ich die Hose weiter tragen 🙂
Also es ging irgendwie einiges schief vor dem Start. Dann war es soweit....Startzeit...ich hätte in dem Moment nur heulen können.
Melanie, die Physio, sah das, nahm mich in den Arm und meinte so, hätte sie das gewußt, wäre sie mit mir mit gelaufen. So hat sie und der nette junge Mann vom Check In, mich zur Startlinie gebracht. So lieb. Auch das Moderatoren Team war mega nett. Und dann gab es den Startschuß...Argentino lief zielstrebig auf das erste Hindernis, die Spinne, zu und zack durch die ganzen Seile durch. Ich musste mich echt beeilen um da hinterher zu kommen. Aber selbst das losrennen danach ging einfach so flüssig wie nie zuvor.
Es ging erstmal etwas zick zack und bergauf und bergab durch die Gegend. Dann das nächste Hindernis...ein 4 m Sup Board im Wasser. Argentino hatte gar keinen Bock auf das kalte Wasser. Ich stand vor dem Board und kam nicht drauf...zu tief im Wasser. Also lag mein Oberkörper, wie eine Robbe, drauf...der Rest hing im Wasser. Naja nochmal von der Seite versucht mit dem anfeuern von Jutti dem Streckenposten und dem fremden Team, klappte es dann auch. Meine Beine hab ich allerdings nicht mehr gespürt weil das Wasser so kalt war. Dann ging es durch diverse Matschtümpel weiter. Wir sahen aus wie durch den Schlick gezogen. 😂
Am Wasserloch mit den kleinen Boards, sollte man mit dem Hund über die Boards das Wasser überqueren. Argentino hasst wackelige Dinge und geht da nicht drauf. Aber er hat mich extrem überrascht und hat es tatsächlich getan. Er ging auf das erste Teil rauf, nur zu zweit war das ein Problem. Großer Hund, großes Frauchen und kleines Board. 😉 Argentino ist wieder runter. Ich hing zwischen zwei Boards die auseinander drifteten und Argentino meinte, er versucht nochmal mit drauf zu kommen....zack...und Platsch lag ich im Wasser. Sehr zu Freuden des Fotografen der tolle Bilder machte. 🙂 Argentino ist dann mit Grille (Streckenposten) an der Seite vorbei, ich weiter über die Boards, bzw. nochmal rein gefallen und dann die Matschwand hoch. Und weiter ging es dann. Ich hatte immer das gleiche Team entweder vor oder hinter mir und irgendwann haben sie mich einfach "adoptiert". 😃 Total lieb.
Als ich dann nochmal an Jutti vorbei kam, fragte sie nur ob ich Stephanie bin und fing dann an mich mega anzufeuern. Also hatte wohl jemand vom Start "gepetzt", dass ich so Angst hatte.
Jaaa und dann kam es...das Hindernis, direkt gegenüber vom Start...die Heuballenpyramide! Erster Gedanke....wie soll ich da hochkommen? Die Heuballen standen auch nur mit der schmalen nach oben. Somit waren sie auch höher als letztes Jahr und die erste Stufe war sehr schmal.
Dann der Blick zu den Moderatoren, neben denen die Veranstalterin Melanie stand. Und plötzlich ging es los. Lautstark über alle Lautsprecher haben sie mich angefeuert! Melanie stand direkt neben der Pyramide und hat mich angefeuert. Das Team hinter mir hat mir Hilfe angeboten und mich angefeuert. Das hat mich noch einmal extra gepuscht, weil ich keine Hilfe haben wollte! 😉 Und ja ich hab es geschafft! Ich bin drauf und drüber geklettert! Melanie hatte Tränen in den Augen, ich hab schon die ganze Strecke mit den Tränen zu kämpfen gehabt, weil ich soviel Unterstützung von anderen bekommen habe.
An jedem Hindernis wo ein Streckenposten war, haben sie mich extra angefeuert und mir Mut zugesprochen. Ich habe in meinem ganzen Leben noch nie soviel Wertschätzung und Zuspruch erlebt, wie an diesem Tag, von so vielen Menschen. ❤
Argentino hatte diesen Tag einfach so viel Power und Freude. Wie ein junger Hund sprang er los und zog Berg rauf und runter.
Dann das Ende in Sicht. Das Ziel. Ich hatte ein bißchen Hoffnung ich kann mich so ins Ziel schleichen (ich habe damit ein kleines Problem so im Mittelpunkt zu stehen), aber einer der Moderatoren und auch die Veranstalterin hatten mich schon gesehen und dann gab es ein lautes Willkommen im Ziel!
Ich bin so stolz auf Argentino und auch auf mich. Wir sind mit Angst und Zweifeln gestartet und sind dank dieser tollen Menschen, mit Stolz ins Ziel gelaufen!
Übrigens haben wir nicht mal 2 Stunden gebraucht für 5,2 km Strecke. 🙂 Also auch da meine Angst völlig umsonst. Argentino konnte also in Ruhe etwas trocknen und dann seine Massage geniessen. Und ich mich in Ruhe umziehen und versuchen wieder warm zu werden! 😉
Es war wirklich ein unvergessliches Erlebnis und besser hätte der Abschluss für Argentino und mich nicht sein können! ❤ Ich werde diesen Lauf immer im Herzen tragen! Und wenn ich daran denke, kommen mir immer noch die Tränen. ❤

Der letzte Start mit Argentino 

 

 

Ich fand heraus, dass einem in tiefem Kummer von der stillen hingebungsvollen Kameradschaft eines Hundes Kräfte zufliessen, die einem keine andere Quelle spendet.

 

(Doris Day)